Die Geschichte des Heilihof, mit Familien

Die Familien Tschirren und Sigrist führen den HeiliHof in der dritten Generation. Früher diente dieser Bauernhof, der gleich neben dem Berner Reha Zentrum gelegen ist, der Selbstversorgung der Höhenklinik. 1973 konnte der Grossvater von Andrea Tschirren und Matthias Sigrist den Hof vom Berner Reha Zentrum in Pacht nehmen. Anschliessend haben seine Eltern 1988 die Pacht übernommen. Matthias Sigrist ist mit seiner älteren Schwester und seinem jüngeren Bruder hier auf dem Hof aufgewachsen. Als er in der 7. Klasse war, passierte das Unfassbare. Der Hof wurde Opfer der Flammen. Der ganze Ökonomieteil brannte nieder. Sämtliche Tiere konnten zum Glück gerettet werden. Vorübergehend wurde der Sommerstall genutzt, bis der Ökonomieteil des Bauernhauses provisorisch gedeckt und wieder einigermassen nutzbar war. Nach dem Brand wurde alles wiederaufgebaut, ähnlich wie es vorher war. Die Wohnungen wurden renoviert, die Dachwohnung aufgewertet. 2002 konnte die Familie wieder einziehen und in der Zwischenzeit den Hof kaufen. Ein Jahr später konnte ein Laufstall neben dem Tennisplatz realisiert werden. Matthias Sigrist ist nach der Landwirtschaftsschule und verschiedenen Praktika im Ausland in den Betrieb eingestiegen, und hat zusammen mit den Eltern den Hof als Generationengemeinschaft weitergeführt. 2011 folgte die Meisterprüfung, seither ist Matthias Sigrist für die Lehrlinge zuständig. 2016 hat er Christa geheiratet, welche hochprozentig in der Verwaltung der Spital STS AG arbeitet. Im selben Jahr gründeten die Beiden mit einem befreundeten Landwirtenpaar die Schwendi Metzg GmbH und betreiben sie als Kundenmetzgerei. Das heisst, Landwirte oder Jäger bringen die Tiere und holen die Ware verarbeitet und abgepackt wieder ab. Die eigenen Produkte können in den beiden Hofläden und im Swisshof (www.swisshof.com) gekauft werden.

Ein Hof mit Aussicht

Der HeiliHof liegt in der Gemeinde Heiligenschwendi und verfügt über eine prachtvolle Aussicht auf den Thunersee. Wenn der Nebel in den tiefer gelegenen Regionen festsitzt, geniessen die Familien Tschirren und Sigrist mit ihren Tieren meistens die strahlende Sonne und die überaus gesunde Voralpenluft.

Wie solls weitergehen, diese Frage stellten sich Matthias und Christa immer öfters. Zum einen viele Ideen, zum anderen gleich viel Zeit zur Verfügung. Nach etlichen Gesprächen mit Andrea und Urs Tschirren, welche zu dieser Zeit im Jura einen Pachtbetrieb bewirtschafteten, entschieden die beiden Familien den Hof gemeinsam weiterzuführen. Tschirren’s haben vier Mädchen, Malin (10), Leana (7), Elina (5) und Lorena (3), die beiden Buben von Sigrist’s, Laurin (2) und Nael (1) ergänzen die Kinderschar. Das Schöne ist, dass sich alle wohlfühlen, man sich in den anfallenden Arbeiten unterstützt und den Kindern die eigene Leidenschaft weitergeben kann. Diese helfen gerne beim Arbeiten mit – sei es bei der Pflege der Kleintiere, im Hofladen oder im Stall bei den Kühen. Unterstützt werden die beiden Familien nach wie vor von Matthias’ Eltern, die in ein kleines Haus unterhalb des Hofs gezogen sind, und von den Lehrlingen.

Diese Gemeinschaft hat für alle viele Vorteile. Neben einem gemeinsamen Mittagstisch gibt es jede zweite Woche ein freies Wochenende pro Partei, zudem sind auch Ferien ohne grossen organisatorischen Zusatzaufwand möglich. Um dies zu gewährleisten, ist eine guter, regelmässiger und ehrlicher Austausch und die Zuteilung der Verantwortlichkeiten nötig. Beiden Familien ist es wichtig, dass sie dies so beibehalten können, da es für alle zusätzliche Lebensqualität bedeutet.

Der Betrieb umfasst knapp 40 Hektaren Landwirtschaft- und Nutzfläche sowie 27 Hektaren Wald, die sie selbst bewirtschaften.

Im Laufstall leben 35 bis 40 Milchkühe und nochmals so viel Jungvieh, Kälber und Gusti. Ein grosser Teil der Milch wird an die Aaremilch AG geliefert. Rund 3000 Liter Milch werden pro Monat direkt vermarktet, 2500 Liter für Rohmilch und Joghurts, 500 Liter für andere Produkte. Auf dem Hof steht für die Rohmilch ein Milchautomat zur Verfügung, im Hofladen ist pasteurisierte Milch erhältlich. Die Tiere und deren Wohl sind für die beiden Familien sehr wichtig, so haben die meisten Tiere einen Namen. Neben den Kühen werden auch Schweine gehalten; die Tiere geniessen viel Auslauf und eine prachtvolle Sicht auf den Thunersee und die gegenüberliegenden Berge. Weiter leben auf dem Hof rund 100 Masthühner, 50 Legehennen und 25 Truten mit Auslauf, acht Geissen und zwischenzeitlich ein Geissbock. Die Kinder kümmern sich um ein Pony, ein Kleinpferd und die Kaninchen. Die Katzen freuen sich über die Besucher des Hofladens, welche immer noch eine Streicheleinheit übrig haben.

An sieben Tagen die Woche offen
Der erste Hofladen war eher bescheiden ausgestattet, mit einem Kühlschrank für Käse und Wurst und einer kleinen Gefriertruhe mit etwas Fleisch. Das Ganze hat sich an der gut erschlossenen Lage jedoch erfreulich entwickelt. In der Zwischenzeit findet man auf dem HeiliHof einen recht grossen Hofladen, der sieben Tage die Woche von 6 bis 22 Uhr geöffnet ist.

Wichtig ist ihnen, dass möglichst das ganze Tier verwertet wird. Das Fleischsortiment präsentiert sich dementsprechend, was auch für die Zufriedenheit der Kundschaft sorgt. Die Vielfältigkeit des Fleischangebotes ist gross, so findet man neben Rind- auch Schweine-, Truten- und Pouletfleisch sowie saisonale Spezialitäten wie Kaninchen, Gizzi oder Wild. Diverse Wurstwaren, Hamburger, Fleischkäse und Brätchügeli komplettieren die Auswahl. Alles ist auch in kleinen Portionen erhältlich. Nach wie vor sind sie mit dem Hofladen und dem direkten Verkauf ihrer Produkte auf Wachstumskurs. Das meistverkaufte Produkt ist das Ei, weiss Matthias Sigrist. Neben den Fleischprodukten sind die Milchprodukte ein wichtiger Betriebszweig. So gibt es hier Butter, Joghurts, Rahm, Rohmilch aus dem Automaten, pasteurisierte Milch und auch Ziegenmilch oder -frischkäse. Der Alpkäse im Hofladen stammt zum einen von der bekannten Sitealp, welcher in dem alten Käsekeller in Heiligenschwendi gelagert wird und vom Nachbarn, welche seine Tiere auf der Alp Schnabel und im Justistal sömmert.

Jeweils Samstag’s duftet es aus dem Laden nach frischem Brot und Zopf. Dieser wird von Mutter Sigrist, welche als Bäckerstocher aufgewachsen ist, mit etwas Nostalgie und viel Freude hergestellt. Kleine Geschenkartikel, Gestricktes wie Socken und Pulswärmer, Dörrfrüchte, Konfitüren, Backwaren und Nidletäfeli von Nachbarinnen runden das vielfältige Angebot ab.

Alles ist von hier
Der Hof wird nach den Richtlinien von IP Swiss geführt. Für alle vier ist jedoch noch wichtiger, dass alles, was verwertet wird von hier stammt und sie den Werdegang der Tiere kennen, begleiten und beeinflussen können. Antibiotika wird sehr wenig und nur bei Bedarf eingesetzt, viel mehr setzt man durch Homöotherapie und effektiven Mikroorganismen auf ein hohes Immunsystem. Da die eigene Metzgerei direkt vor Ort ist, findet kein Transport statt. Geschlachtet und verarbeitet wird alles selbst.

Daher auch der sorgfältig ausgewählte Slogan, hinter welchen sie von A bis Z stehen «gesund, regional, nachhaltig.»

Auf dem HeiliHof ist man auch sonst sehr innovativ unterwegs: Auf dem Dach finden sich Solarpanels, der Strom wird ins Netz eingespeist, daneben existiert ein Wärmeverbund mit Holzschnitzel aus dem eigenen Wald, mit dem 30 Wohnungen in der Umgebung mit Wärme und Warmwasser beliefert werden. Urs Tschirren und Matthias Sigrist machen land- und forstwirtschaftliche Lohnarbeiten und engagieren sich am bekannten Weihnachtsweg bei den Aufbauarbeiten. Seit letztem Jahr verantworten sie ebenfalls das «Stärnebeizli» (www.heiligenschwenditourismus.ch). Auf der Plattform Stallvisite.ch ist der Hof bereits seit Jahren registriert. Besonders freuen sich Sigrist’s, welche selber etliche Länder in Übersee bereist haben, an den ausländischen Gästen. Ihnen die Schweizer Landwirtschaft näherzubringen und manchmal einen fachlichen Austausch zu pflegen ist eine willkommene Abwechslung. Dabei sind schon sehr spannende Bekanntschaften entstanden. Aktuell ist man am Aufbau von Ferien auf dem Bauernhof und Stellplätze für Camper.

Quelle:
Dieser Artikel wurde geschrieben von Christine Hunkeler und Christa Sigrist für ThunerseeLiebi